Internationale Erfahrungen nach der Pandemie
Paris ist eine Reise wert
Vom Eiffelturm in Paris liegt Schwerin exakt eintausend Kilometer entfernt. Doch in diesen Tagen der Corona-Pandemie finden Reisen durch Europa vor allem mit dem Finger auf der Landkarte statt. Kinder und Jugendliche werden stark in ihrem Schulalltag, ihrer Freizeitgestaltung und ihrer Zukunftsplanung beeinflusst. An Klassenfahrten oder Schüleraustausch mit Frankreich war in diesem Schuljahr nicht zu denken. „Nach der Pandemie sollten die Verbindungen zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Frankreich ausgebaut werden,“ sagt Tobias Bütow, der deutsche Generalsekretär des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Zu politischen Gesprächen mit dem Chef der Staatskanzlei, Dr. Heiko Geue, dem Schweriner Oberbürgermeister, Dr. Rico Badenschier, und dem Landesjugendring war Bütow deshalb in der Landeshauptstadt. „Wir müssen aufpassen, dass aus unseren Kindern und Jugendlichen keine „Corona-Generation“ wird. Wenn die Pandemie geschafft ist, wird es wieder Zeit für internationale Erfahrungen.“ Das DFJW, 1963 von Charles de Gaulles und Konrad Adenauer mit Standorten in Paris und Berlin gegründet, ist eine Internationale Organisation für Kinder und Jugendliche. In einem normalen Jahr werden bis zu 200.000 junge Menschen aus Deutschland, Frankreich und Europa gefördert, die gemeinsam im Trainingslager, beim Hip-Hop-Workshop oder einem Praktikum die andere Kultur und Sprache kennenlernen. Erziehungswissenschaftler weisen nach, dass ein solcher Austausch für die Persönlichkeitsentwicklung oft ein Meilenstein ist. Das DFJW hat seit seiner Gründung bereits mehr als 9,3 Millionen junge Menschen gefördert, wenige davon stammen aus Mecklenburg-Vorpommern.
Im Gespräch mit BLITZ sagt Bütow, dessen Vater aus der Nähe von Teterow stammt: „Frankreich lag auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs. Doch heute ist es Deutschlands wichtigster Handelspartner in einem geeinten Europa.“ Bis vor wenigen Jahren hatte Mecklenburg-Vorpommern noch eine Regionalpartnerschaft mit Frankreich. Doch aufgrund einer französischen Gebietsreform steht Mecklenburg-Vorpommern aktuell, wie auch andere Bundesländer, ohne Partnerregion da. Handel und Tourismus seien eng mit Schul- und Städtepartnerschaften verzahnt. „Schulen wie das Innerstädtische Gymnasium in Rostock, die einzige Schule in Mecklenburg-Vorpommern an der man ein deutsch-französisches Abitur ablegen kann, oder die Gemeinde Ivenack mit ihrer quasi gleichnamigen Partnergemeinde Yvignac sind deshalb echte Vorreiter!“
Über das DFJW können Kommunen, Vereine oder Schulen für Jugendbegegnungen und Schüleraustausch Fördermittel bis zu 15.000 Euro beantragen. Auch trilaterale Projekte mit Polen oder Ungarn sind möglich. Das Jugendwerk wird ab dem kommenden Schuljahr mit dem Programm „France Mobil“ vom Institut Francais in Rostock aus stärker an den Schulen im Nordosten für Französisch werben - eine der wichtigsten Sprachen der Welt. Und wenn die Pandemie vorbei ist, möchte das DFJW Jugendliche aus Mecklenburg-Vorpommern nach Cannes, zum Filmfestival, einladen. Jedes Jahr organisiert das DFJW eine deutsch-französische Jugendbegegnung am Mittelmeer, um Filme aus der ganzen Welt zu diskutieren. Bütow, der mit 14 Jahren im Rahmen eines Schüleraustauschs das erste Mal das Mittelmeer sah, ist überzeugt: „Frankreich und Europa sind eine einzigartige Chance für jeden jungen Menschen.“
- Blitz am Sonntag, 2. Mai -